
Neuer Beginn: Ein Wagnis ins Unbekannte
Das Deutsche Reich erlebte im Mai 1945 mehrere entscheidende Kapitulationen, die das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa einleiteten. Am 4. Mai akzeptierte der britische Feldmarschall Bernard Montgomery in der Lüneburger Heide die erste Teilkapitulation für die deutschen Truppen im Norden und Westen. Eine umfassende Kapitulation der Wehrmacht folgte am 7. Mai in Reims. Generaloberst Alfred Jodl unterzeichnete in den frühen Morgenstunden die bedingungslose Kapitulation und übergab sie dem alliierten Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower. Diese Entwicklung führte zu einem erneuten Aufschrei von Josef Stalin, der eine gemeinsame Kapitulation in Berlin forderte. Diese fand schließlich am 8. Mai statt, wobei die Uhrzeit bereits in das Datum des 9. Mai überging.
Die Schlussphase des Krieges war von heftigen Kämpfen geprägt. Im Burgenland hatten die sowjetischen Truppen Ende März 1945 Österreich betreten, was zu erbittertem Widerstand der Deutschen Wehrmacht führte. Die blutige Schlacht um Wien endete am 13. April 1945. Zeitgleich mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes begannen politische Vertreter in Österreich Gespräche über die Zukunft des Landes. Dies führte zu einer schnellen Reorganisation der politischen Landschaft; die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) konstituierte sich neu, gefolgt von der Gründung der Österreichischen Volkspartei (ÖVP). Gemeinsam mit den Kommunisten formten sie die Provisorische Staatsregierung unter Karl Renner, die am 27. April die Wiederherstellung der Republik Österreich proklamierte.
Die Besetzung und die politische Neuordnung
Am 1. Mai 1945 besetzten französische Truppen Bregenz, während die Widerstandsbewegung O5 unter Karl Gruber in Innsbruck die Macht übernahm. Die Alliierten setzten ihren Vormarsch fort, befreiten das letzte Konzentrationslager des Nazi-Regimes in Mauthausen und machten die Gräueltaten des Holocaust sichtbarer. Der Krieg führte zu unvorstellbarem Leid; etwa sechs Millionen Juden und 500.000 Sinti und Roma wurden ermordet, und die Gesamtzahl der Kriegsopfer belief sich auf rund 60 Millionen Menschen.
Die erste freie Parlamentswahl in Österreich fand im November statt. Bei dieser Wahl waren frühere Mitglieder der NSDAP, SS und SA nicht wahlberechtigt. Die ÖVP wurde stärkste Partei und stellte mit Leopold Figl den neuen Bundeskanzler. Karl Renner von der SPÖ wurde Staatsoberhaupt. Die erste frei gewählte Nachkriegsregierung setzte sich aus den Parteien ÖVP, SPÖ und KPÖ zusammen und trat am 20. Dezember ihren Dienst an. Die Herausforderungen des Wiederaufbaus waren enorm, und der Weg zur politischen Stabilität war steinig.
Gedenken und gesellschaftliche Reflexion
Österreich gedenkt nicht nur des Kriegsendes, sondern auch des 70. Jahrestages des Staatsvertrags und des 30. Jahrestages des EU-Beitritts. Diese Gedenktage sind oft von Feierlichkeiten und Veranstaltungen geprägt, jedoch spaltet das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg die Gesellschaft. Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Integral zeigt, dass das Thema Erinnerung unterschiedlich wahrgenommen wird. Während 35 Prozent der Befragten der Meinung sind, es werde zu wenig über die Ereignisse gesprochen, glauben etwa 30 Prozent, das Maß sei angemessen. Ein Viertel der Befragten empfindet die Diskussion als übertrieben.
Eine Mehrheit von 62 Prozent sieht Österreich aufgrund seiner Geschichte in einer besonderen moralischen
Quelle: https://orf.at/stories/3392282/

